Ein Kunstprojekt des Kulturbahnhof e.V. in Regis-Breitingen
4 Wochen Residenz, Begegnungen und künstlerische Projekte im Kleingartenverein „Bergmannsruh“ Regis e.V.
Die erste Phase des beteiligungsorientierten Kunstprojekts Inside Out im Kleingartenverein „Bergmannsruh“ fand am vergangenen Wochenende, am 1. und 2. Juni, einen aktionsreichen Abschluss – u.a. zum 80-jährigen Jubiläum des Kleingartenvereins am 1. Juni. Die fünf Künstler*innen, Deborah Jeromin, Natalie Obert, Julia Herfurth, Jascha Riesselmann und Olav Amende, hatten im Mai ihre Wohnungen im Quartier „Kuchenstück“ und ihre Ateliergärten in der Kleingartenanlage bezogen und sich unter die Gärtner*innen gemischt. In persönlichen Interviews, bei offenen „Kaffeeleserunden“, durch Besuche beim Handarbeitszirkel oder dem Ortschronisten sammelten sie Eindrücke, lernten die Gartenfreund*innen kennen und tauchten in die Schichten der Stadtbiografie ein. Alle wurden hier sehr herzlich und offen aufgenommen und tatkräftig bei allen kleinen und großen Vorhaben unterstützt.
Die Leipziger Künstlerin Deborah Jeromin erforschte während ihres Aufenthaltes die Geschichte des Gartenvereins. In ihrer künstlerischen Arbeit setzte sie sich mit verschiedenen Formen der Sedimentierung von Geschichte und Erinnerung auseinander, aber auch mit der Wirkkraft von Zukunftsutopien und -dystopien. Mithilfe eines Webstuhls entstand ein Webstück, in der die Künstlerin sowohl ihre Erlebnisse während des Aufenthalts im Garten verwebte als auch die historischen Schichten und Geschichten des ehemaligen Tagebaugeländes, auf dem der Gartenverein angelegt wurde. Außerdem lud sie die Regis-Breitinger*innen dazu ein, sich selbst am Webstuhl auszuprobieren und dabei mit ihr ins Gespräch zu kommen. Auf einem „Spa(r)tenspaziergang“ am 1. und 2. Juni führte sie die Besucher*innen durch den Gartenverein sowie seine 80-jährige Vergangenheit und wagte einen Blick in die nächsten 80 Jahre mit der Aussicht auf einen harten Klimawandel und mögliche Strategien der Anpassung.
Die Leipziger Künstlerin Deborah Jeromin erforschte während ihres Aufenthaltes die Geschichte des Gartenvereins. In ihrer künstlerischen Arbeit setzte sie sich mit verschiedenen Formen der Sedimentierung von Geschichte und Erinnerung auseinander, aber auch mit der Wirkkraft von Zukunftsutopien und -dystopien. Mithilfe eines Webstuhls entstand ein Webstück, in der die Künstlerin sowohl ihre Erlebnisse während des Aufenthalts im Garten verwebte als auch die historischen Schichten und Geschichten des ehemaligen Tagebaugeländes, auf dem der Gartenverein angelegt wurde. Außerdem lud sie die Regis-Breitinger*innen dazu ein, sich selbst am Webstuhl auszuprobieren und dabei mit ihr ins Gespräch zu kommen. Auf einem „Spa(r)tenspaziergang“ am 1. und 2. Juni führte sie die Besucher*innen durch den Gartenverein sowie seine 80-jährige Vergangenheit und wagte einen Blick in die nächsten 80 Jahre mit der Aussicht auf einen harten Klimawandel und mögliche Strategien der Anpassung.
Julia Herfurth und Natalie Obert besuchten 13 Regis-Breitinger*innen in ihren Gärten, um mit ihnen über die Bedeutung dieser persönlichen Refugien, deren Bepflanzungen, Struktur und die Improvisationsstrategien der Gärtner*innen zu sprechen.
Julia Herfurth bat außerdem um Pflanzenmaterial, aus dem sie mithilfe einer Druckwalze Druckgrafiken herstellte. Diese stellte sie zu einer Tapete zusammen, die eine der Atelierlauben ausfüllte. Dazu boten die Künstlerinnen in Form von Patenschaften die Möglichkeit, Setzlinge aus den von ihr besuchten Gärten im eigenen Garten einzupflanzen und zu pflegen und damit die Pflanzenwelt des Kleingartenvereins „Bergmannsruh“ über seine Grenzen wachsen zu lassen.
Natalie Obert verarbeitete die Gespräche mit den Gärtner*innen in zeichnerischen Dokumentationen, die so verschieden wie jeder einzelne Garten sind. Die bei den Gartenbesuchen entstandenen Gedächtnisprotokolle und Fotografien werden noch in einer künstlerischen Publikation sichtbar gemacht.
Am 1. und 2. Juni richteten die Künstlerinnen im Gartenverein außerdem eine offene Druckwerkstatt ein, bei der T-Shirts und Stoffbeutel mit Pflanzenteilen aus den umliegenden Gärten bedruckt werden konnten.
Das Künstlerduo Riesselmann/Amende nutzte den Aufenthalt in der „Bergmannsruh“, um im alltäglichen Kontakt mit den Gärtner*innen und bei offenen Kaffeeleserunden ins Gespräch zu kommen und Eindrücke und Sichtweisen zu sammeln. Aus diesen Beobachtungen entstanden verschiedenste Texte, die am 1. und 2. Juni in vier Formaten sicht- und hörbar gemacht wurden: die Außen- und Innenwände einer Gartenlaube dienten als Präsentationsfläche für einige Texte des Duos. In der Laube wurden in einer Audioinstallation Hörstücke präsentiert. Zusätzlich entstand ein Zine (Heft) als künstlerische Publikation. Am 1. und 2. Juni waren ausgewählte Texte in den Lesungen Nebelmaschinen I und II zu hören. Für Jascha Riesselmann und Olav Amende bildet der Atelieraufenthalt in Regis-Breitingen eine weitere Station ihres gemeinsamen Projektes „Gegengefälle“, in dem sie kleine Ort rund um Ballungsgebiete besuchen – ein Versuch in bzw. mit ihren Texten einen (Gedanken-)Austausch zwischen großstädtischem und ländlichem Raum herzustellen.
Im Rahmenprogramm besuchte uns „Kino in Bewegung“, eine Initiative von Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Am 28.Mai luden sie die Regis-Breitinger*innen zu einem kostenlosen Kinoabend in die Gaststätte „Petersilie“ ein und zeigten die Filme Umkohlung und „Kuhle Wampe“. Bis in die Nacht wurde im Anschluss über die Filme, vor allem aber über die Situation und Bedarfe der Stadt und ihre Wandlungsprozesse diskutiert.
Ein zweiter Gastbeitrag war die Tanzperformance „Schreberish“ des Leipziger Kollektivs urban collective, das am 2. Juni die Gartenkolonie belebte. Die Performance (eine Retrospektive der beiden Stücke "Schrebers Visionen" und "Schrebers Prozess" von urban collective) spiegelte das Leben und Werk von Daniel Gottlob Moritz Schreber wider, dem Namensgeber der beliebten deutschen Kleingärten.
Nach dieser ersten ereignisreichen Phase von Inside Out bedanken wir uns herzlich für die große Unterstützung durch den Kleingartenverein „Bergmannsruh“ und die Stadt Regis-Breitingen sowie unseren Förderen und schauen gespannt auf die zweite Phase des Projektes. Von August bis Ende Oktober werden noch einmal Künstler*innen nach Regis-Breitingen eingeladen, um dann aber im öffentlichen Raum der Kleinstadt künstlerische Projekte zu entwickeln.
Gefördert wurde das Projekt von der Dirk-Oelbermann-Stiftung, der „Lokalen Partnerschaft für Demokratie“ im Landkreis Leipzig, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, dem Fonds Soziokultur und des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft des Freistaates Sachsen.
www.kulturbhf.de / [email protected]
facebook.com/kulturbahnhofMarkkleeberg